Philosophische Anschauungen
zur Natur der Phänomene

Longchen Rabjam

Frei übersetzt und ausgewählt von Karl-Heinz Brodbeck nach: Tulku Thondup Rinpoche, Buddha Mind. An Anthology of Longchen Rabjam's Writings on Dzogpa Chenpo, New York 1989.



Die Natur aller Phänomene ist ungeboren

Alle Aspekte der Praxis, angefangen vom Betreten des Pfades bis zu seiner Vervollkommnung, zielen darauf, die Natur der Phänomene zu erlernen.

Das Anhaften an äußeren Objekten wird aufgegeben, wenn sie als Spiegelungen des eigenen Geistes oder als Gottheiten und deren Palast usw. erkannt werden. Erkennt man ferner, dass diese Einsicht in die Natur der Phänomene selbst ungeboren ist, so hört das Gegenmittel gegen das Anhaften selbst auf zu existieren. Folglich ist die Natur der Phänomene ungeboren.

Das Gewahren der Natur

Natur

Die Natur aller Phänomene ist Leerheit und ohne Substanz (Ich). Weil die Wesen dies nicht gewahren und an „Ich“ und „Mein“ verhaftet sind, deshalb sind sie im traumgleichen Samsara und erfahren die vielfachen Arten von Glück und Leiden. Darum sollte man die nicht-existente Natur der Phänomene erkennen.

Zurückweisung der Feststellung, dass die Erscheinungswelt aus Geist besteht

Obgleich die Formen dem Geist erscheinen, besteht die objektive Erscheinungswelt doch nicht aus Geist... Wenn die Spiegelung deines Gesichts in einem Spiegel erscheint, dann erscheint sie so, wie das Gesicht aussieht. Die klare Oberfläche des Spiegels ist fähig, die Reflexion erscheinen zu lassen, und das Gesicht hat die Fähigkeit, zu erscheinen oder diese Reflexion hervorzurufen. Gleichwohl ist die Reflexion des Gesichts nicht das Gesicht, noch gibt es ein anderes Gesicht als jenes, das abgebildet ist. Auf dieselbe Weise erscheinen dem verblendeten Geist verschiedene Arten von Phänomenen durch die bedingte Entstehung der Verblendung, ihrer Ursachen und Bedingungen. Die zahlreichen objektiven Erscheinungen, wie z.B. ein Gebirge, bestehen nicht aus Geist. Gleichfalls ist im Geist nichts, was wahrhaft existiert. Dies sind vielmehr Erscheinungen, die von den täuschenden Gewohnheiten des Geistes erzeugt werden. Auf diese Weise sind es Formen der verblendeten Erscheinung. Es sind irrtümliche Erscheinungen, wie die einer kranken Person mit Trübungen im Auge, die Haarsträhnen zu sehen vermeint.

Einige Lehrer stellen die Frage: „Was sind die Erscheinungen von Erde, Steinen, usw., wenn sie weder externe Objekte noch interne Vorkommnisse des denkenden Geistes sind?“
Antwort: Ich sage: „Ihr, die ihr denkt, dass alle Phänomene in der Dualität von Ergreifendem und Ergriffenem existieren, seid Dummköpfe!“ Aber wie auch immer: Es wird in der Schriften gesagt, dass alle Phänomene von Samsara und Nirvana vom Augenblick ihres Erscheinens an nicht existieren, weder als externe, interne, oder auch dazwischen.

Von diesen Erscheinungen, die nicht-existent sind, geht die Täuschung eines Ergreifenden und des Ergriffenen aus. Hierbei wird unter dem „Ergriffenem“ jener Gedanke verstanden, der im ersten Augenblick des Auftretens einer Erscheinung eben dieses erfassten Objekts entsteht. Der „Ergreifende“ ist der analysierende Gedanke, der diesem ersten Gedanken nachfolgt und durch den denkenden Geist entsteht. Im sPyan-Ras-gZigs brTul-Zhugs wird gesagt:

Das Ergriffene entsteht durch den die Objekte ergreifenden Gedanken,
Der Ergreifende entsteht durch den Gedanken, der das ergriffene Objekt analysiert.

Hier prahlen manche verrückten und arroganten Leute: „Das Erfasste ist die Erscheinung, wie z.B. ein Gebirge, und das Ergreifende sind die Sinnesorgane.“ Ihr Schafhirten! Genug von euren verkehrten Gedanken! Wenn dies so ist, so wäre zu fragen: Erscheint das besagte Objekt einem realisierten Wesen, das den Ergreifenden und das Ergriffene aufgegeben hat? Wenn es solch einem realisierten Wesen tatsächlich erscheint, dann erscheint auch ein Ergreifender und etwas Ergriffenes, denn du hast angenommen, dass das Objekt das Ergriffene ist, das Ergreifende die Sinnesorgane sind, und dass die Objekte tatsächlich erscheinen. Wenn dagegen gesagt wird, dass die Objekte solch einem realisierten Wesen nicht erscheinen, dann steht dem die Aussage zahlreicher schriftlicher Quellen entgegen die besagen: „Die Erscheinungen sind für die Edlen wie Maya“, „das Gebirge, wie es von den Arhats bei den Sravakas gesehen wird...“ und „Erscheinend als Objekte der relativen Wahrheit des Wissens der allwissenden Buddhas...“.

Die erscheinenden Dinge bestehen nicht aus dem denkenden Geist, denn diese Dinge bleiben, auch wenn eine Person nicht anwesend ist. Die Dinge bewegen sich nicht, wenn die Person sich irgendwohin bewegt und die Dinge besitzen zahlreiche Farben und weitere Eigenschaften. Wenn die Dinge aus dem Material des denkenden Geistes selbst bestehen würden, dann müssten sie sich verändern, so wie er sich verändert. Sie sollten anwesend sein, wenn er anwesend ist, nicht anwesend, wenn er abwesend ist. Wie der Geist keinerlei Farbe oder äußeres Kennzeichen besitzt, so sollten auch die Dinge keine Eigenschaften besitzen. Die Anwesenheit oder Abwesenheit der Erscheinungen sind Projektionen des denkenden Geistes. Aber prahlend zu sagen, dass die erscheinenden Dinge aus Geist bestehen, ist eine ernste Torheit.

Phänomene sind wie eine Täuschung

Die Spiegelungen eines Gesichts erscheinen im Spiegel, ohne dass das Gesicht in den Spiegel eintauchen müsste. Die Spiegelungen erscheinen aber auch nicht getrennt vom Gesicht. Auf ähnliche Weise sollte verstanden werden, dass vom ersten Augenblick ihres Erscheinens im Geist die Phänomene weder als Geist noch als etwas anderes als Geist erscheinen.

Nicht-inhärente Existenz des Geistes

Alle Phänomene scheinen wahr zu sein, solange sie nicht analysiert werden. Aber wenn du die äußeren Erscheinungen untersuchst, sie in unteilbare Atome zerlegst, dann werden sie sich als nicht-existent in ihrer Substanz erweisen. Auf diese Weise zeigt sich, dass die Objekte des Ergreifens gar nicht denkbar sind. Wenn du das Subjekt untersuchst, so gibt es kein Anzeichen für auch nur einen Augenblick der Existenz eines Subjekts (eines inneren Ergreifenden) - folglich ist das Wesen jenseits des Ergreifens, und der Geist des Ergreifenden ist undenkbar. Sie sind nicht-dual, frei von jeder genauen Beschreibung und jenseits von Subjekt und Objekt der Erklärung.

Illustration der Nicht-Existenz einer wahren Natur

Phänomene erscheinen, obgleich sie nicht existieren... Sie sind ungeboren vom ersten Augenblick ihrer Geburt an, wie die Spiegelung des Mondes im Wasser oder dem Wasser in einer Luftspiegelung.

Die Verblendung, die es zu reinigen gilt

Zum Beispiel: Wenn ein Patient mit einer Augenkrankheit Haarsträhnen zu sehen vermeint, sollte er eine Behandlung erhalten. Auf ähnliche Weise sind die Augen aller Lebewesen seit anfangsloser Zeit mit dem grauen Star der Verblendung behaftet, so wie auch mit den Begriffen von „Ich“ und „Mein“. Folglich sehen sie nicht nur nicht den erleuchteten Geist - die in ihnen selbst gegenwärtige Buddha-Essenz -, vielmehr sehen sie die Erscheinungen von äußeren Objekten, wie Berge und Felsen und erleiden die inneren leidenschaftlichen Gedanken, und dies erzeugt durch emotionale Befleckung eine „Vision wie von Haarsträhnen“. Sie existieren zwar nicht - vom ersten Augenblick ihrer Erscheinung an, aber sie funktionieren wie die Tricks närrischer Kinder.

Da die Aryas [realisierte Wesen] die Phänomene in ihrer wahren Natur als nicht-existent sehen, erkennen sie diese Phänomene gerade in völliger Übereinstimmung mit der Natur der Buddha-Essenz...

Die Mittel, Verblendung zu reinigen

Den mittleren Weg erlernen, frei von Extremen

Um den grauen Star der Verblendung zum Verschwinden zu bringen, zeigt sich die reine Weisheit als die Weisheit des unterscheidenden Gewahrseins. Wenn jemand die Natur der Phänomene durch die unterscheidende Weisheit untersucht, dann erreicht er Befreiung dadurch, dass er die Leerheit des Karmas, der emotionalen Befleckungen mit ihrer Spuren sieht. Sie erscheinen, ohne wahrhaft zu existieren, wie Zauberkunststücke.

Die Trennung von relativer und absoluter Wahrheit existiert nicht, und das ist die ungeteilte Wahrheit. Die Soheit der mittleren Sicht ist rein, wie das Wesen der Nichtexistenz der Dinge seit anfangsloser Zeit. Indem man dies erlernt, erreicht man Nirvana, das frei ist von den Kategorien wie Ewigkeit und Nihilismus, frei von Samsara und Nirvana. Dies wird die Bedeutung von Dzogpachenpo genannt, das alle Handlungen und Anstrengungen transzendiert.

Durchschneiden der Wurzel des ergreifenden Geistes

Die Erscheinungen selbst fesseln dich nicht an die Verblendung von Samsara. Wenn du nicht an die Erscheinungen durch Festhalten verhaftet bist, dann beflecken sie dich nicht - denn es gibt dazwischen keine Verbindung. Die Versklavung ist das Anhaften, und es ist wichtig, das Anhaften zu beseitigen.

Wenn du ein Anhaften an die Erscheinungen von Form, Klang, Geruch, Geschmack und Berührung durch die Untersuchung ihrer Nichtexistenz und die Unreinheit in ihrer wahren Natur ablehnst, so wurde der Geist, der verhaftet ist, noch nicht befreit. Wenn ein Stein auf einen Hund geworfen wird, dann jagt der Hund dem Stein nach und fängt nicht den Werfer des Steines. Diese Art von Training wird keine Befreiung von emotionalen Befleckungen bringen. Wenn ein Stein auf einen Löwen geworfen wird, tötet der Löwe den Werfer. Vergleichbar ist die Wurzel aller emotionalen Befleckungen, wie Ärger und Anhaften, der Geist. Deshalb sollte man tief nach innen gerichtet nachdenken und den Geist friedlich halten durch die Weisheit der Erkenntnis der Nichtexistenz eines wahren Wesens der Phänomene.

Der Geist, der auf die Objekte der sechs Bewusstseinsformen gerichtet wird, ist nicht real

Wenn dein Geist deinen Geist beobachtet und entdeckt, dass das Wesen des Geistes nirgendwo entdeckt werden kann - das ist die Erkenntnis seiner Natur. Diese Natur transzendiert alle Begriffe, Gedanken und genauen Beschreibungen. Diese Natur hat keine Basis und keine Wurzel.

Der Geist ist nicht erzeugt

Der Geist scheint zu projizieren, aber er ist keine Wesenheit, denn er entwickelt sich nicht und nimmt nicht ab in den drei Zeiten. Vom ersten Augenblick seines Entstehens an hat die Vergangenheit des Geistes aufgehört und die Zukunft ist noch nicht entstanden. In seiner Gegenwart gibt es keine getrennten Aspekte von Entstehen, Bleiben und Aufhören, und er existiert nicht, selbst wenn du bis zu zeitlich unteilbaren Momenten vordringst. Folglich existiert der Geist weder als Beobachter noch als das Beobachtete. Deshalb sollte man einfach natürlich verweilen.

Der Geist ist momentan

Welche Art von Gedanken auch im Geist erscheinen, wenn du nach ihm suchst, so ist er nicht zu finden, denn der Geist selbst ist der Suchende. Der Grund, weshalb er nicht gefunden wird, wenn man nach ihm sucht, ist dies, dass beide, Suchender und Gesuchtes nicht zwei sind. Wenn der Geist vollkommen untersucht wird, dann wird nicht nur entdeckt, dass er nicht existiert, vielmehr werden alle Begriffe beruhigt.

Der Geist ist ursprünglich rein und besitzt keine Geburt

Der Geist selbst wird Leerheit genannt, weil er natürlich rein und ohne Basis oder Wurzel ist. Dinge entstehen endlos im Geist ist endlos. Dies wird Erscheinung genannt. Auch wenn man ihn untersucht, ist er frei vom Extrem der Ewigkeit - denn er besitzt keine Substanz und Eigenschaft, er ist frei vom Extrem des Nihilismus - denn der Aspekt des einfachen Gewahrseins ist ohne Ende. Es gibt keinen dritten Aspekt wie „beides“ oder „weder-noch“. Somit ist er jenseits aller Ausdrucksmöglichkeit. Man kann ihn bestenfalls „natürliche Reinheit“ nennen, denn er transzendiert jedes Erkennen als: „Das ist es!“ Er ist die Weisheit, ungetrübt durch Extreme. Er besitzt gleichwohl Aspekte, wie den der Unvergänglichkeit, denn er ist frei von Veränderungen, er ist frei vom Netz gegensätzlicher Begriffe, und er ist erleuchtet.

Im Geist gibt es nichts, was aufzugeben wäre

Wenn der Geist auf vielfältige Weise untersucht wird, so wird er als nicht-existent in seinem wahren Wesen gefunden. Auf dieselbe Weise ist er nicht-existent, sofern er nicht untersucht wird. Folglich ist er in jedem Falle nicht-existent. Es wird gelehrt, dass man in einem Zustand verweilen soll, der nicht eine Folge von Analyse, Erkenntnis und erneuten Gedanken darstellt, verweilen wie Brahmanen oder Elefanten, die mit Nahrung zufrieden gestellt sind, ohne Zurückweisen oder Annehmen, ohne Hoffnungen oder Zweifel.

Der Geist ist durch Theorien nicht erkennbar

Er wird nicht von einer stolzen Personen erkannt

Leute, die nur die Wörter von Theorien erfassen, werden nicht die reine Bedeutung von „wie es ist“ verstehen können. Diese Leute, die im eigenen Saft der Begriffe schmoren, über Begriffen wie „die Eigenschaft des Subjekts“ usw. oder darüber brüten, ob ein Grund für „ähnliche Klassen“ oder „verschiedene Klassen“ vorhanden usw., ventilieren das Brennholz emotionaler Befleckungen mit dem Blasebalg verkehrter Ansichten, entzünden das Feuer des vielfachen Leidens und verbrennen ihren Geist und den anderer. Ihr Stolz ist groß wie ein Berg.

Die Lehren über die Natur des Geistes sind nicht wie jene „Lehren“ in der Gestalt ausgetüftelter Netze von Vorspiegelungen, tausendfach vervielfältigt von diesen Leuten. Die Natur des Geistes und der Phänomene ist ursprünglich rein. Folglich gibt es nichts festzustellen oder zurückzuweisen.

Alle Phänomene sind in ihrer Natur nicht-dual und rein. Wenn du die Einsicht in das tatsächliche Wesen gewinnst, deren reale Natur nicht-existent ist, dann erkennst du den natürlichen Zustand dessen, wie die Dinge erscheinen. Wenn du den Geist erkennst, frei von Gehen und Kommen, dann gibt es keinen Ort mehr, an dem die emotionalen Befleckungen entstehen oder vergehen könnten. Hierbei erkennst du, dass die Gegenmittel und die Befleckungen, die es aufzugeben gilt, nicht als zwei Phänomene existieren, vielmehr, dass sie spontan auf ihre eigene natürliche Weise vollendet sind.

Das Erreichen der Befreiung durch die Erlangung des wesentlichen Punktes beruht nicht auf der Erkenntnis eines Objekts. Es ist wie in einem Traum, wenn du das Objekt und den Beobachter als Vorkommnis in einem Traum erkennst, dann wirst du spontan erwachen. Obgleich andere Übungswege behaupten, dass Befreiung durch das Aufgeben der Objekte erlangt wird, so wird man doch nicht durch die bloße Erscheinung der Objekte des Geistes gefesselt, vielmehr wird man nur gefesselt, sofern man ihnen anhaftet. Deshalb wird gelehrt, dass man das Ergreifen und das Anhaften aufgeben soll. Tilopa sagt: „Erscheinung fesselt nicht, wohl aber das Anhaften. Deshalb, Naropa, schneide das Anhaften durch.“

Die bloße Erscheinung ist nicht das, was abgelehnt oder akzeptiert werden muss. Deshalb sollte man nicht die Objekte ergreifen und ihnen anhaften. Außer vielleicht anfangs, wenn man den Geist als ungeborenes Wesen neu erkennt; später stellt man nicht andauernde intellektuelle Untersuchungen über die Natur des Ungeborenen an. Denn selbst wenn jemand untersucht, gibt es nicht mehr zu erkennen, als man bereits besitzt, und das Untersuchen wird jemand nur mit Begriffbildungen ablenken.

Der Geist wird nicht durch theoretische Unterscheidungen erkannt

Die wirkliche Bedeutung des Wesens - der Geist - ist Freiheit von Begriffen und Ausdrucksweisen. Es kann deshalb nicht durch Thesen und begriffliche Ausdrücke verstanden werden. Es existiert weder, noch ist es nicht-existent, und es ist weder ein Extrem noch die Mitte. Deshalb gibt es in ihm nichts in Thesenform zu bezeichnen. Es ist nicht-dimensional wie die Natur des Raumes, und es fällt auch nicht unter eine charakterisierende Kennzeichnung, dass „dies das Modell von jenem ist“. Es gibt hierfür keine Wörter und Bezeichnungen, weil die wahre Bedeutung der Phänomene jenseits der geistigen Begriffsbildungen und Begriffe ist, die nur Verblendung erzeugen. Deshalb sollte man wissen, dass alle Phänomene friedlich, natürlich rein sind, und dass sie alle Charakteristika der Begriffsbildung transzendieren.

Beispiele zur Illustration dafür, dass die Basis nicht-existent ist und nicht durch Untersuchungen erkannt wird

Was ist der Sinn von Argumenten über die Bedeutung dieser Natur, die frei von begrifflichen Mittelpunkten und Extremen ist? Es ist wie der Streit über darüber, ob die Farbe einer geträumten Lotos-Blüte im Himmel gelb ist.

Intellektuell erzeugte Meditation verunreinigt den Geist

Durch das ausgeklügelte Training der Entwicklungs- und Vollkommenheitsstufen [anderer Übungswege] wird die Natur dessen, was seit uranfänglicher Zeit spontan gegenwärtig ist, nicht erkannt, vielmehr wird man davon weggeführt, und die Natur dessen, was jenseits von Zurückweisen und Annehmen ist, wird nicht gesehen. Deshalb muss man die große Vollkommenheit der spontan gegenwärtigen All-Gleichheit erreichen. In Wirklichkeit gibt es keinen Pfad der trainiert werden müsste.

Die vier Vollkommenheiten

Die Vollkommenheit jener Natur, die unveränderlich gleich dem Raum ist

Die Natur des Geistes ist aus ihrem Ursprung erleuchtet, und es gibt nichts neu zu reinigen. Deshalb besteht kein Grund für ein Anhaften am Zurückweisen oder Erlangen. Da es keinen Ergreifenden und innen und außen nichts Ergriffenes gibt, gibt es überhaupt kein Ergreifen. Wenn es nicht einen einzigen Aspekt gibt, der betont werden könnten, indem man sagt: „Das ist es“, dann ist das Anhaften entwurzelt.

Wenn jemand erkennt, wird das Ziel vollständig durch Vertrauen vervollkommnet

Wenn man die Natur erkennt, wird man Zuversicht erreichen und wird die Erkenntnis in der unwandelbaren Natur des Raumes verwirklichen. Im Zustand des unwandelbaren Geistes wird das, was immer an Freude oder Kummer, an Glück und Leiden entsteht, durch sich selbst befreit, wenn man es nicht ergreift. Deshalb gibt es kein anderes Gegenmittel. Das ist die augenblickliche Befreiung, denn sie hat keinen früheren oder späteren Aspekt.

Vollkommenheit, frei von Beobachter und Beobachtetem

Indem das Entstehende beobachtet wird, verliert es der Beobachter dort, wo er es beobachtet. Sucht man, wohin es gegangen ist, so wird es nicht nur in keiner Richtung zu finden sein, der Beobachter selbst löst sich auf in Nicht-Begrifflichkeit. Dadurch verschwinden sowohl die Sinne, welche die Suche vollziehen, wie auch die angenommenen oder zurückgewiesenen Objekte der Suche, ohne ein Spur zu hinterlassen. Abwesenheit von irgendetwas, das erkannt werden könnte, dies ist mein Geist, der wie der Himmel (longchen) ist.

Die Vollkommenheit ohne Aufenthaltsort beim Erreichen des Grundes

Zu diesem Zeitpunkt, wenn man spontan die vom Raum untrennbare Vision des Geistes erreicht hat, dann hat man den Zustand des Wahrheitskörpers [Dharmakaya] erreicht, der in uns selbst gegenwärtig ist. Hat man erst die Befreiung in die Basis erreicht, so wird, was immer dann im Geist entsteht, der Geist mit der grundlegenden Sphäre und der Weisheit vereinigt - wie sich Wolken am Himmel klären. Was immer entsteht wird natürlich befreit. Deshalb gibt es keinen Platz oder kein Verweilen für den Geist, zu dem er vom natürlichen Zustand zurückkehren könnte. Da dies die Vollkommenheit der Auflösung der Phänomene ist, ist es auch die Freiheit von weiterem Ablehnen oder Annehmen durch die Sinne, wie auch die Freiheit von jenem schmalen Pfad, der die Dinge als real und mit Eigenschaften ausgestattet ansieht. Auf diese Weise ist die Vollkommenheit der letzten Natur, die Freiheit von Kommen und Gehen, erreicht. Wohin sollte man dann gehen? Nirgendwo. Der Yogi, der diese Art von Zustand erreicht hat, hat die Objekte der Verblendung transzendiert, und niemand wird zu den samsarischen Städten zurückkehren, denn er hat die raumgleiche Basis erreicht. Deshalb sind, wenn mein Geist die letztendliche Sphäre erreicht hat, die ergreifenden Gedanken in die Basis des ursprünglichen Zustandes gereinigt und die drei Tore sind ohne Anstrengung befreit. Wie können andere Leute sehen, in welchem Zustand der Verwirklichung ich bin? Selbst wenn ich spreche, sehen diese wenig glücklichen Leute nicht, „wie es ist“. Dies ist die Gelegenheit, Vertrauen in das Erreichen der absoluten Bedeutung zu haben.

Durch Erkennen - Vertrauen in die Natur

Dies ist die Zeit, zu der ich kein Verlangen nach anderen Belehrungen habe, denn ich habe das völlige Vertrauen in meine verwirklichte Natur. Andere befreite Yogis sind, aufgrund ihrer Erkenntnis, wie ich bin. Nun habe ich keinerlei Zweifel mehr, die durch andere Personen oder Texte zu beseitigen wären, denn es gibt niemand, der mehr zu lehren hätte, als ich ohnehin verwirklicht habe. Es gibt Leute, die in der Vergangenheit durch die Ebenen und Schrittfolgen der überragenden Sichtweisen, Meditationen und Handlungen sowie durch das Vertrauen auf die höheren und niedrigeren Stufen und Pfade, ihren Intellekt und ihre Erfahrungen der Entwicklungsphasen der höheren und niedrigeren Yogas ausweiteten, dies aber dennoch alles wieder verloren haben, weil sie die Wurzel und Basis des Geistes verloren haben. Heute gibt es für mich keinen Zweck, der zu erreichen, kein Ziel, das zu erlangen wäre. Wie immer die Dinge erscheinen, ich kenne - wie ein Betrunkener - kein Ergreifen mehr. Obgleich die Dinge erscheinen, z.B. ein Kind, gebe ich ihnen keine Charakteristik. Für mich entstehen alle Aktivitäten als Gleichheit, Natürlichkeit, Offenheit und Absichtslosigkeit, und sie sind dasselbe, weil das Ergreifen transzendiert ist. Es wird im Doha gesagt: „Die dem Wünsche-erfüllenden-Edelstein gleiche Erkenntnis der Wissenden, die Verblendung aufgelöst haben, ist wunderbar...“

Dadurch, dass alles, was entsteht, als letztendliches Wesen entsteht, erreicht man Befreiung vom Karma und den Aggregaten, weil man die Verblendung in die Basis hinein gereinigt hat und den Zustand ohne Objekte vervollkommnet hat, der wie der Raum ist. Welche Handlung man immer verrichtet, da sie nun von allen Zwecken befreit ist, ist sie auch natürlich frei von allem Ergreifen. Deshalb gibt es weder Befreiung noch Fesselung. Wenn man solch eine Stufe erreicht, dann ist dies Befreiung durch die Übertragung des Segens, der aus der Meditation des Lamas erwächst. Zu der Zeit singt man das Lied des Geistes der natürlich-absoluten Weisheit. Du solltest wissen, dass diese Belehrung, die die Verwirklichung des wesentlichen Punktes darstellt, die große Befreiung davon ist, in Teile zu zerfallen und Feststellungen darüber zu treffen, ob dies die Natur ist oder nicht. Du solltest wissen, dass diese Verwirklichung vom Entstehen von Tausenden von reinen Strahlen von Licht für intelligente Sucher der Befreiung erleuchtet wird, und dass er [Longchen Rabjam] in den Zustand des glückvollen Samantabhadra eingegangen ist.

Die Erscheinungen und der Geist sind aus ihrem Ursprung befreit

Erreichen von Dzogpachenpo

(1) Das Objekt der Erscheinungen ist Leerheit. Die Spiegelungen, die in einem Spiegel entstehen, sind mit der Klarheit der Spiegeloberfläche identisch. Tatsächlich sind sie dadurch Spiegel-Formen, dass sie nicht vom Glanz der Oberfläche getrennt sind. Vergleichbar existieren alle Phänomene nicht getrennt von der Leerheit.

(2) Der Geist, der Unterschiede macht, ist selbst Leerheit. Wenn jemand sich der nichtexistenten Erscheinungen erfreut:

Beobachte den Geist, der die Erscheinungen unterscheidet.
Der Geist ist wie der Himmel, frei von Annehmen und Ablehnen.
Obgleich sich am Himmel Wolken sammeln und zerstreuen,
ist doch das Scheinen des Himmels ohne Zweiheit und rein.
Ebenso ist die Natur unbefleckt - der ursprüngliche Buddha,
unerschaffen und spontan vollkommene Natur.

Der beobachtende Geist ist befreit an den Objekten selbst, und die Formen der objektiven Erscheinungen sind gereinigt. Es ist die Vervollkommnung der drei Zeiten in den Raum hinein, wie der Geist an den Objekten selbst befreit wurde. Zum Beispiel: Wenn die Wolken am Himmel verschwinden, lösen sie sich in sich selbst auf und werden unsichtbar, ohne anderswohin gegangen zu sein als in den Himmel. Stets entstehen alle Phänomene aus der ungeborenen Sphäre, verbleiben in ihr und sind schließlich in sie befreit. Welche Art von Bedeutung immer entsteht, zuerst entsteht sie aus dem Zustand der Leerheit - dem Geist -, verbleibt in ihr in der Gegenwart und hört schließlich in ihr auf.

(3) Die Objekte und der Geist sind nicht-dual und sie sind Leerheit. In Wirklichkeit zeigen sich das erscheinende Objekt und die ergreifenden Sinne wie ein Traum; sie existieren nicht als zwei Elemente. Deshalb sollten sie als frei von Lassen und Ergreifen, von Zurückweisen und Annehmen verstanden werden. Und deshalb sollte man den Geist ohne Absichten üben und alles, was erscheint, als leer an wahrer Existenz begreifen, wie Wasser in einer Fata Morgana.

(4) Unsicherheit der Objekte und Absichtslosigkeit des Geistes. Da die Erscheinungen in vielfältigen Formen manifest und doch in keiner Form sicher und beständig sind, ist der Geist, der sie erfasst, gleichfalls ohne Absicht und erreicht Befreiung in bloßer Unvoreingenommenheit, dem natürlichen Dzogpachenpo. Der Grund: Man sollte verstehen, dass alle Phänomene sich nicht durch gut oder böse auszeichnen für jemanden, wenn er sie ablehnt oder annimmt. Sie sind vielmehr durch eine fünffache Gleichheit gekennzeichnet:

(1) Alle Phänomene sind gleich, da ihre Vergangenheit ohne Wiederkehr aufgehört hat.

(2) Sie sind gleich, da ihre Zukunft noch nicht geboren ist; folglich sind sie nicht gegenwärtig.

(3) Für die Gegenwart sind sie gleich darin, einem nicht sorgfältig untersuchenden Geist, d.h. einem verwirrten Geist, zu erscheinen; werden sie aber untersucht, so gibt es kein Mittel, sie als selbstseiende [substantielle] Wesenheiten zu entdecken.

(4) Die Zeit ist darin gleich, Leerheit zu sein, da die drei Zeiten nicht als Zeit existieren, denn sie sind völlig ohne Beziehung.

(5) Sie sind gleich darin, ungeboren zu sein und nirgendwo zu existieren, denn sie sind entstanden aus, verbleiben im und hören auf im ungeborenen Zustand.

(6) Der Geist ist ohne Veränderung. Was immer erscheint, es sind verblendete Spuren, das Entstehen von Spiegelungen im Spiegel. Alle Phänomene - der vergängliche Behälter [Welt] und seine abhängigen Teile, die vergänglichen Inhalte [Lebewesen] - erscheinen wie ein Traum aufgrund der Erfahrungen jener Spuren, die der verblendete Geist macht. Sie sind ohne Grund, vom ersten Augenblick ihres Erscheinens an. Folglich muss man für sich selbst bestätigen, dass die Erscheinungen die Verblendungen des Geistes sind, und dass der Geist, der die Erscheinungen ergreift, Leerheit ist - wie der Raum. Der Raum ist ohne Veränderung. Die Bedeutung dieser Unveränderlichkeit ist Frieden und Nirvana seit anfangsloser Zeit, und sie ist die Natur von Samantabhadra.

Die Vervollkommnung von Allem in der Großen wunderbaren Natur

(i) Erscheinungen und Leerheit sind das Selbe seit anfangsloser Zeit. Alle Phänomene sind vollständig im ursprünglichen, unendlichen, wunderbaren Dzogpachenpo. Alle Phänomene transzendieren Erörterungen über Einzelnes oder Mehrzahl, und sie sind die Nicht-Dualität von Leerheit und Erscheinung. Folglich gibt es hier keine Aufteilungen, denen man erliegen könnte, da ihr Sinn wie die Natur des Raumes ist. Der Sinn des Raumes ist Gleichförmigkeit; auf dieselbe Weise sind die Erscheinungen dasselbe, wie die Spiegelungen in einem Spiegel dasselbe sind. Die Erscheinungen sind auf analoge Weise dasselbe wie die Spiegelungen keine reale Form besitzen. Die Erscheinungen sind dasselbe in der Fähigkeit, für den verblendeten Geist zu wirken, wie eine Form und ihre Spiegelung die Fähigkeit besitzen, für das Augen-Bewußtsein die sinnliche Wahrnehmung der Form für das Ergreifens zu erzeugen. Sie sind - in der Natur ihres Nicht-Seins - dasselbe wie jene Halluzination, die als irrtümliches Phänomen erscheint, erzeugt durch das Essen einer datura [halozinogene Frucht]. Sie sind dasselbe in ihrer Gegenwart, wie eine herbeigezauberte Kuh durch einen Zauberkünstler. Sie sind dasselbe in ihrer Nichtgegenwart wie das Wasser in einer Fata Morgana. Sie sind dasselbe darin, alle Extreme zu transzendieren, wie die Sphäre der Ausdehnung des Raumes. Sie sind dasselbe seit anfangsloser Zeit in der Sphäre der letztendlichen Natur, die jedes Zurückweisen und Einteilen transzendiert und jenseits aller Beispiele ist. Sie ist Leerheit seit anfangsloser Zeit.

(ii) All die Feststellungen des Intellekts sind leer an einer Wesenheit. Die Theorien über die Aggregate und Elemente und so weiter sind Feststellungen des Intellekts - und jene Dinge, die der Intellekt feststellt, existieren nicht als Dinge [Wesenheit]. All die Beifügungen der Namen für Gegenstände existieren weder extern noch intern in Beziehung zu Dingen. Namen sind also zufällig und nicht-existent. Die Beifügungen von spezifischen Eigenschaften zu Dingen, sind Bilder des Geistes. Obgleich die Leute glauben, dass der Gegenstand, auf den sich Beifügungen beziehen, sich zu den Dingen so verhält wie Feuer zum Brennholz, so ist es doch nur die Form einer verblendeten Erscheinung, hervorgerufen durch Gewohnheitsmuster, wie das Feuer in einem Traum - es existiert nicht in eigener Natur. Deshalb sind alle Phänomene, die dem verblendeten Geist erscheinen, Erscheinungen als Resultat bloßer Beifügungen. Die Objekte sind vom ersten Augenblick ihrer Erscheinung an darin dasselbe, Irrtum zu sein, aber dennoch ist in ihrer Natur keine Dualität, weder Wahrheit noch Falschheit. Wenn die Erscheinungen und die Sinnesorgane, die sie erfassen, analysiert werden, so gibt es in Wirklichkeit keine Beziehung zwischen ihnen, denn sie beflecken einander nicht. Wenn Subjekt und Objekt analysiert werden, sind sie wie der Raum. Es gibt kein Objekt als Bezug und kein Subjekt als Sich-Beziehendes; deshalb gibt es in Wirklichkeit keine Beziehung. Nicht nur gibt es keine solche Beziehung - auch die Dinge, die vom Intellekt als „allgemein“ oder „einzeln“ bezeichnet werden, existieren nicht mit spezifischen Charakteristika, denn sie sind darin gleich, dass durch eine Charakterisierung als „allgemein“ oder „einzeln“ keine Vermehrung oder Verminderung erzeugt wird. Diese Analyse zeigt, dass die Bedeutungen der Ausdrücke ohne Beziehung sind, und dass es nichts [keine Möglichkeit] gibt, die Dualität von Ergreifendem und Ergriffenem ihrerseits zu ergreifen. Deshalb ist alles Ergreifen durch den verblendeten Geist Täuschung. Zum Beispiel: In der Kindheit finden sich in unserem Geist keine Aussagen aufgrund von Theorien, später jedoch entwickeln sich solche Aussagen, und es ist eine Verdunkelung, die durch das Erlernen falscher Theorien entsteht.

Im Prajnaparamita mittlerer Länge [Yum Bar-Ba] wird gesagt:

Subhuti! Alle Phänomene sind bloße Kennzeichen und Feststellungen.
Was immer ein bloßes Kennzeichen und eine Feststellung ist, das ist zufällig und leer an einer Wesenheit.“

(iii) Der Geist wird nicht übertragen und die Objekte sind nicht entstanden. Wenn in einem Spiegel die Spiegelung eines Gesichts erscheint, so erscheint sie, ohne deswegen das Gesicht und die Spiegelung in zwei getrennte Elemente zu verwandeln, oder dadurch, dass die Spiegelung vom Gesicht zum Objekt ausgesandt würde. Auf ähnliche Weise erscheinen verschiedene Objekte des Sinnesapparats für die sechs Bewusstseinsarten. In dem Augenblick, in dem Objekte im Geist erscheinen, wird der Geist deshalb nicht zu den Objekten ausgesandt, weil er die Formen der dem Sinnesapparat erscheinenden Objekte selbst ist. Es ist z.B. nicht so, dass ein Gesicht zum Spiegel ausgesandt würde, wenn es als Spiegelung erscheint, vielmehr erscheint die Spiegelung oder ihre Form im Spiegel. Deshalb sind die Wesen verblendet in die Welt von Samsara, weil sie das Erscheinen von Formen mit ihrem Intellekt ergreifen, sobald diese sich zeigen. Wenn wir den Sinn dieses Vorgangs genauer untersuchen, so wird aber auch nicht gesagt, dass der Geist nicht zu den Objekten ausgesandt wird, vielmehr, dass die Formen für ihn entstehen: Erstens ist dies so, weil der Geist, für den die Objekte entstehen, selbst weder innen, außen oder dazwischen existiert, so dass auch der Erfassende einer Form nicht existiert. Zweitens zeigt sich, wenn wir die Form selbst untersuchen, dass ihre Wesenheit selbst Nicht-Existenz ist, so dass das, was entsteht, gar nicht feststellbar ist. Deshalb ist es korrekt zu sagen, dass die Erscheinungen weder durch Objekt noch durch Subjekt bestimmbar sind.

Im Mula-madhyamikakarika heißt es:

Was immer abhängig von anderem entsteht,
ist vorübergehend, weder es selbst
noch etwas anderes.
Folglich ist es nicht nichts oder immerwährend.

(iv) Der Geist und die Objekte sind natürlich befreit, da sie nicht natürlich existieren. Alle Phänomene, die in den verschiedensten Formen erscheinen, sind darin dasselbe [identisch], nicht in ihrem Wesen zu existieren. Sie sind wie die verschiedenen Träume, die darin dasselbe [identisch] sind, Zustände des Schlafs zu sein. Die verschiedenen geistigen Fähigkeiten der Wesen, in denen die Erscheinungen zu entstehen scheinen, sind im Zustand des unerkennbaren Seins dasselbe [identisch]. Sie sind wie Wellen, deren Natur dasselbe wie die des Wassers ist. Der Geist und die Erscheinungen existieren nicht als zwei verschiedene Wesenheiten, und sie sind in ihrer ursprünglichen Natur dasselbe. Vergleichbar sind Schattenvisionen und das kranke Auge, das sie wahrnimmt, dasselbe darin, Täuschungen zu sein. Da gibt es nichts als irgend etwas zu analysieren. Es ist wie der Garten im Himmel in einer Fata Morgana, der jenseits aller Möglichkeit der Analyse ist. Deshalb sind Subjekt und Objekt dasselbe wie die Natur das Wesen des Raumes.

(v) Wer immer die natürliche Befreiung von allem, das entsteht, erkennt, ist ein verwirklichtes Wesen. Die in vier Richtungen strömenden Flüsse sind dasselbe im Ozean. Vergleichbar sind Samsara und Nirvana darin dasselbe, dass sie Zustände des Geistes sind. Alle Veränderungen der vier Elemente vollziehen sich nicht außerhalb der Sphäre des Raumes. Auf dieselbe Weise ist, was immer in Sicht, Meditation, Handlung und Wirkungen entsteht, dasselbe in der angeborenen Natur. Die Entstehungsweisen von zurückweisenden oder annehmenden Gedanken im Geist ist dasselbe darin, Leerheit zu sein - denn sie haben sich nicht von der angeborenen Weisheit fortbewegt. Die Wellen sind dasselbe darin, Wasser zu sein. Auf dieselbe Weise ist, was auch entstehen mag, dasselbe in der ungeborenen Natur. Das heißt, dass die Formen des Denkens dieselbe Natur des Geistes sind, und dass diese Natur des Geistes jener Zustand ist, der ursprünglich frei ist von Aussenden und Empfangen von Objekten. Das Auflösen der Gedanken in die Basis ist wie Wasser, das in Wasser gereinigt wird.

Schlussfolgerung

(i) Anweisungen zur Bedeutung der Freiheit von Annehmen und Zurückweisen, das kein Ergriffenes und keinen Ergreifer kennt. Alle Phänomene entstehen als das Spiel der Soheit, die in ihrem Wesen rein ist. Kontempliere deshalb über die nicht-duale große Glückseligkeit, die Aktivitäten, Anstrengungen, Sich-Sammeln und Gedanken transzendiert.

(ii) Abwesenheit von Ergreifen ist das natürlich-große Begreifen. Wenn du auf dies kontemplierst, dann wirst du sehen, dass - was immer man auch negiert oder bestätigt - im Augenblick des Entstehens eines auf diese Weise beurteilten Objekts, auch die natürliche Achtsamkeit entsteht, frei von Ergreifen, und Dzogpachenpo wird spontan vollendet.






© 1997-2000 Karl-Heinz Brodbeck
E-Mail | Homepage

29. August 2000/25. Juli 2003